SCHLEUSEN, WASSERFALL UND „TROLLYWOOD“ | TAG 7
Heute hieß es Abschied nehmen vom Campingplatz auf den Felsen. Gegen 10 Uhr rollten wir los, das nächste Ziel im Blick: Trollhättan. Die Stadt liegt am Fluss Göta älv, unweit eines der großen Seen Schwedens, dem Vänern. In Schweden trägt Trollhättan den Spitznamen „Trollywood“ – und das nicht ohne Grund: hier sind die wichtigsten schwedischen Filmstudios ansässig, und viele große nationale Produktionen wurden hier gedreht. Doch wir waren nicht wegen der Filmwelt hier, sondern wegen etwas viel Spektakulärererem: den Schleusenanlagen und dem berühmten Wasserfall.
Der Fluss Göta älv war schon immer ein zentraler Verkehrsweg zwischen dem Vänernsee und Göteborg. Da er aber an den Trollhättan-Fällen unpassierbar war, baute man im Laufe der Jahrhunderte mehrere Schleusensysteme. Bereits im 18. Jahrhundert entstanden die ersten Kanäle und Schleusen, die nach und nach erweitert wurden. Heute gibt es gleich mehrere Schleusenanlagen nebeneinander – von den historischen, die längst stillgelegt sind, bis zu den modernen Schleusen, die noch immer in Betrieb sind. Trollhättan gilt damit als Herzstück der schwedischen Binnenschifffahrt.
Wir hatten Glück: kaum angekommen, konnten wir beobachten, wie ein großes Frachtschiff, randvoll beladen mit Holz, durch die Schleuse manövriert wurde. Ein beeindruckendes Schauspiel! Das Schiff passte gerade so in die Schleusenkammer – Millimeterarbeit für die Crew, und spannend für die Schaulustigen am Ufer, zu denen natürlich auch wir gehörten. Es ist faszinierend, wie so eine gigantische Konstruktion funktioniert und wie präzise alles abläuft.







Doch Trollhättan hat noch ein weiteres Highlight: den Wasserfall. Normalerweise rauscht der Göta älv hier nicht mehr ungebändigt in die Tiefe, denn die Wassermassen werden von Vattenfall zur Energiegewinnung genutzt. Nur zu bestimmten Zeiten öffnet der Konzern die Schleusen, um das Naturschauspiel wieder sichtbar zu machen. Früher geschah das öfter, heute jedoch nur noch selten – einerseits, weil der Energiebedarf Vorrang hat, andererseits, weil auch Schweden zunehmend mit Wasserknappheit zu kämpfen hat. Wenn der Wasserfall dann freigegeben wird, stürzen bis zu 300.000 Liter pro Sekunde in die Tiefe – ein Naturspektakel, das seinesgleichen sucht. Heute blieb er leider trocken, aber allein die Vorstellung und die gewaltige Schlucht hinterließen Eindruck.
Nach der modernen Schleuse spazierten wir noch ein Stück weiter zu den historischen Anlagen. Die alten Schleusen aus dem 19. Jahrhundert sind längst außer Betrieb, aber man kann sie noch besichtigen und bekommt so einen Eindruck davon, wie mühselig und aufwendig die Schifffahrt hier früher gewesen sein muss. Zwischen alten Steinen, verwitterten Mauern und überwuchernden Wegen weht Geschichte durch die Luft.



Unser Wohnmobil hatten wir praktischerweise direkt an der Schleuse auf einem Parkplatz abgestellt, also kehrten wir nach dem Rundgang dorthin zurück. Zum Mittag gab es Sandwiches, und wir hielten ein kleines Päuschen, bevor wir uns für den Nachmittag noch einmal auf den Weg in die Stadt machten.
Der Campingplatz Trollhättan City Camping, unser Nachtquartier, liegt günstig – in nur zehn Minuten ist man zu Fuß in der Innenstadt. Die Stadt selbst wirkt eher modern, mit klaren Linien, Einkaufsstraßen und einem Hauch Industriestadt-Flair. Wir schlenderten noch ein wenig am Wasser entlang, genossen die spätsommerliche Sonne und ließen uns durch die Straßen treiben. Gegen Abend ging es dann zurück zum Wohnmobil. Heute wurde selbst gekocht – und so ließen wir den Tag bei einem leckeren Abendessen ausklingen.