EIN FISCHERDORF UND EINE MONDLANDSCHAFT | TAG 5

Heute hieß es wieder etwas früher raus aus den Federn. Gegen 9:30 Uhr rollten wir vom Campingplatz in Göteborg. Für einen Montagmorgen und dazu noch im Randgebiet einer Großstadt war der Verkehr überraschend entspannt. Kein Stress, kein Stau – genau so mag man den Start in den Tag.

Die Route führte uns weiter nach Norden, immer entlang der E6. Die Straße schlängelte sich durch eine hügelige Landschaft, gespickt mit den typischen roten Schwedenhäusern, die wie Farbtupfer in der grünen Umgebung verstreut sind. Gegen 10:30 Uhr legten wir einen kurzen Stopp an einem der riesigen Supermärkte ein, tankten das Wohnmobil voll und füllten auch die Vorräte nach. Danach ging es ohne Umwege weiter Richtung Norden, bis nach Smögen im Landkreis Västra Götalands län.

Und das Beste: auch heute spielte das Wetter wieder mit. Strahlender Sonnenschein, nur ein paar Schleierwolken am Himmel und eine angenehme Wärme – man könnte fast meinen, wir hätten uns den Sommer zurückgeholt. Für diese Jahreszeit ein echter Glücksgriff!

Die letzten Kilometer bis Smögen sind ein echtes Highlight: die Straße windet sich durch eine felsige Landschaft, bis man schließlich mit einem atemberaubenden Blick auf Meer und Schäreninseln belohnt wird. Bäume und Sträucher gibt es hier kaum, stattdessen karge Felsen, die direkt ins Wasser abfallen. Man fühlt sich fast wie auf einem anderen Planeten – eine Mondlandschaft am Meer.


Smögen selbst ist ein kleiner, aber bekannter Ort an der schwedischen Westküste. Er zählt nur rund 1.300 Einwohner, doch im Sommer platzt er fast aus allen Nähten, wenn Touristenströme durch den Ort ziehen. Jetzt, in der Nebensaison, hatten wir das Glück, alles in einer ruhigen, entspannten Atmosphäre erleben zu dürfen. Keine Menschenmassen, kein Gedränge, sondern Zeit und Raum, die Schönheit dieses Ortes wirklich aufzusaugen.

Seine Wurzeln reichen zurück ins 16. Jahrhundert, als die ersten Fischer hier siedelten. Über Jahrhunderte lebte der Ort fast ausschließlich vom Heringfang, der Smögen bekannt machte. Heute ist es der pittoreske Smögenbryggan, die fast einen Kilometer lange Holzbrücke am Wasser, die Besucher aus aller Welt anzieht. Gesäumt von bunten Bootshäusern ist sie das Postkartenmotiv schlechthin – so sehr, dass sie auf Reiseführern und Magazinen als Titelbild dient.

Bekannt aus einigen Reiseführern. Die kleinen bunten Häuschen leuchten bei Sonnenschein und spiegeln sich im Wasser.

Wir schlenderten am Wasser entlang, vorbei an den leuchtenden Holzhäuschen und den Fischerbooten, die im Hafen dümpelten. Die Atmosphäre ist schwer zu beschreiben: lebendig und gleichzeitig gelassen, bunt und doch beruhigend. Zur Mittagszeit gönnten wir uns dann ein echtes Highlight: ein Besuch in einem der Fischrestaurants direkt am Wasser. Für uns gab es eine Seafood Plate – randvoll mit Garnelen, Krabbe und Flusskrebsen. Und was soll man sagen: frischer geht’s nicht! Direkt aus dem Meer auf den Teller, wunderbar zubereitet und einfach ein Genuss. Selten hat uns ein Mittagessen so begeistert – besser kann man die Westküste kulinarisch kaum erleben.

Fangfrisch und lecker! SeaFood Plate des Ekelöfs Bistro.

Danach erkundeten wir Smögen noch ein wenig weiter, ließen die Gassen und die Aussicht auf uns wirken und verloren dabei fast drei Stunden in dieser Kulisse, die gleichzeitig malerisch und surreal wirkt.

Unser Ziel für die Nacht war der Campingplatz Sotenäs, nur wenige Kilometer von Smögen entfernt. Und dieser Platz ist wirklich etwas Besonderes: er liegt direkt auf den Felsen am Meer und bietet einen 360-Grad-Blick über Wasser, Küste und Landschaft. Wenn man dort steht, fühlt man sich, als hätte man die Erde kurz verlassen und sei auf dem Mond gelandet – nur mit dem beruhigenden Rauschen des Meeres im Hintergrund.

Zwischen den Felsen bietet der Sotenäs Campingplatz einen atemberaubenden 360° Blick über das Land, die Küste und das Meer!

Ein wahnsinns Ausblick!

Und wie es unter Campern so ist, blieb es nicht nur beim stillen Genießen. Schon nach kurzer Zeit ergab sich ein nettes Gespräch mit einem Engländer, der mit seinem Wohnmobil unterwegs war. Auf Englisch tauschten wir Geschichten aus, redeten über Reiseziele und natürlich über Schweden – Smalltalk, der sich erstaunlich schnell zu einem richtig angenehmen Plausch entwickelte. Später gesellte sich noch ein anderer Deutscher dazu, und so standen wir zu dritt, jeder mit seiner eigenen Geschichte, vereint durch dieselbe Leidenschaft fürs Reisen.

Wir ließen den Abend entspannt ausklingen, standen auf dem felsigen Untergrund des Campingplatzes und beobachteten, wie die Sonne langsam hinter den Schäreninseln versank. Das Licht, das Glitzern auf dem Wasser, die Stille – all das machte den Tag perfekt.

Ein Tag voller Kontraste also: vom bunten, lebendigen Fischerdorf bis hin zur fast surrealen Ruhe der Mondlandschaft am Campingplatz – gekrönt von einem Abend, der zeigte, wie schnell aus Fremden nette Gesprächspartner werden können.

Gefahrene KM: 142

Aktuelle Position:

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